Short Report #1 – Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländer – Meinungen, Einschätzungen und voraussichtliche Entwicklungen aus Sicht von Reiseveranstaltern

Studienkreis für Tourismus und Entwicklung präsentiert in verschiedenen Short Reports ausgewählte Ergebnisse seiner aktuellen Studie

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Seefeld, 21.07.2022 – Der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung hat Anfang 2022 die Fortschreibung seiner Studie „Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländer“ vorgelegt. In der Publikation analysieren die Autor:innen wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Effekte des Tourismus, Akteure mit ihren jeweiligen Angeboten und Bedarfen, Qualitätskriterien für einen zukunftsfähigen Tourismus sowie Einschätzungen von mittel- und langfristigen entwicklungspolitischen Wirkungen des Reisens in Länder des Globalen Südens.

Im Rahmen der Datenerhebung nahmen im Herbst/Winter 2019 – vor Beginn der Corona-Pandemie – 46 namhafte Reiseveranstalter an einer umfangreichen Online-Befragung teil, in der sie nach ihren Meinungen und Einschätzungen hinsichtlich verschiedener Aspekte des Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländer sowie dessen voraussichtlicher Entwicklung bis 2030 gefragt wurden. Man kann davon ausgehen, dass sich die grundlegenden Einschätzungen der befragten Reiseveranstalter sowie deren Anspruchsverhalten an die Qualität von Urlaubsreiseangeboten durch die Corona-Pandemie nicht wesentlich geändert haben.

Ausgewählte Ergebnisse:

  • Unter den positiven Wirkungen des Urlaubstourismus in Länder des Globalen Südens sehen die befragten Reiseveranstalter am häufigsten den Beitrag zur Stärkung der lokalen Wirtschaft (86%). 77 % geben an, dass das Verständnis für die Probleme der bereisten Länder gefördert werde; 75 % erkennen eine Sensibilisierung für andere Weltanschauungen und Religionen; 71 % schreiben dem Reisen in Entwicklungs- und Schwellenländer die Möglichkeit zu, sich zu Hause kompetenter und differenzierter über Land und Leute äußern zu können.
  • Die befragten Reiseveranstalter sehen auch negative Wirkungen: 52 % befürchten die Schaffung neuer regionaler Ungleichheiten, 39 % geben an, dass die Einheimischen nur unzureichend in Entscheidungsprozesse zur touristischen Entwicklung einbezogen würden; etwa ein Drittel der Reiseveranstalter verweist auf tourismusbedingte Prostitution von Frauen und Kindern, den Verlust von Traditionen und Brauchtum, die Vertiefung der Kluft zwischen Arm und Reich sowie die Zerstörung der natürlichen Umwelt.
  • Als wichtigste Fähigkeiten einer Reiseleitung / Urlaubsbetreuung vor Ort nannten alle befragten Reiseveranstalter die Organisations- und Problemlösungskompetenz; 85% halten aber auch das Informieren über kritische Themen wie Menschenrechtsverletzungen, die Rolle der Frau oder Umweltprobleme für besonders wichtig oder wichtig, 91% die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten und -erlebnissen mit Einheimischen.
  • Für die Tourismuswirtschaft in Deutschland erwarten die Reiseveranstalter in den kommenden Jahren Herausforderungen hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus und auf die Sicherheitsrisiken in den Destinationen. Für die Tourismuswirtschaft in den Ländern des Globalen Südens sehen die Reiseveranstalter insbesondere Herausforderungen im Bereich der Entwicklung von neuen, nachhaltigen Produkten (auch als Strategie gegen Overtourism) und der Ausbildung des touristischen Fachpersonals.
  • Schließlich erachten die Befragten vier Förderinstrumente für eine nachhaltige Tourismusentwicklung als besonders wichtig: die Beratung für nachhaltige Destinationsentwicklung, die Förderung bzw. Kooperation bei der Aus- und Weiterbildung von Tourismusfachkräften, die Entwicklung und Verbreitung von Sozial- und Umweltstandards in der Tourismuswirtschaft sowie die Gewährleistung von Menschenrechten in Destinationen.

Die komplette Studie „Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländer“ (349 Seiten) steht kostenlos auf der Website des Studienkreis für Tourismus und Entwicklung zum Download bereit.

Der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung beschäftigt sich mit entwicklungsbezogener Informations- und Bildungsarbeit im Tourismus. In diesem Zusammenhang gibt er Publikationen heraus, führt internationale Wettbewerbe durch, veranstaltet Aus- und Fortbildungsseminare für im Tourismus Beschäftigte, ist in den Bereichen Tourismusforschung und -beratung tätig und beteiligt sich am Dialog über Fragen touristischer Entwicklung.

Pressekontakt

Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e. V.
Claudia Mitteneder, Geschäftsführung
Tel.: +49 8152 99901-0 | presse@studienkreis.org

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